Die Klavierschule, die Leopold Mozart für den Unterricht seiner Tochter Maria Anna anfertigte, ist heute unter dem Namen Nannerl-Notenbuch bekannt. Es bestand ursprünglich aus 48 Blättern Notenpapier, die im Laufe der Zeit gefüllt wurden; nur wenige Seiten blieben unbeschrieben. Das Titelblatt in Leopold Mozarts Handschrift lautet: „Pour le Clavecin. Ce livre appartient a Marie Anne Mozart 1759“. Leopold Mozart selbst und zwei Salzburger Kopisten trugen zahlreiche Stücke ein, von denen viele aus einem Repertoire stammen, das auch in anderen Salzburger Notenbüchern der Zeit zu finden sind und die Maria Annas Fortschritte auf dem Clavier widerspiegeln. Das Buch wurde bald auch für die Ausbildung von Wolfgang verwendet, die Leopold Mozart sorgfältig dokumentierte. Das Nannerl-Notenbuch ist von besonderer historischer Bedeutung, da es auch Wolfgangs früheste Kompositionen enthält. Zunächst schrieb Leopold Mozart Stücke auf, die Wolfgang auf dem Clavier improvisiert hatte; ab ungefähr 1764 trug Wolfgang die Noten selbst ein. Das Buch ist nur unvollständig erhalten, da Maria Anna Mozart im frühen 19. Jahrhundert mehrere Blätter als Geschenke ausschnitt, von denen einige inzwischen verloren gegangen sind. Der Hauptteil des Nannerl-Notenbuchs befindet sich seit 1864 im Besitz des Dommusikverein und Mozarteums (heute Internationale Stiftung Mozarteum) in Salzburg.
Die vielen Einzelstücke für ein Tasteninstrument (wozu auch die wenigen Stücke für Glasharmonika und für mechanische Instrumente gezählt werden können) gehören unterschiedlichen Traditionen an. Die bei weitem größte Gruppe, nahezu 60 Einzelwerke, stammt aus Mozarts Kinderjahren. Leopold Mozart hat eine größere Anzahl von Stücken in das Notenbuch eingetragen, das er ursprünglich für den Klavierunterricht seiner Tochter Maria Anna angelegt hatte; hierbei handelt es sich um die ersten Werke Mozarts überhaupt. Erst mit acht Jahren konnte Wolfgang seine Kompositionen selbst aufschreiben. Während einer schweren Erkrankung des Vaters in England füllte Mozart 1764 das sogenannte Londoner Notenbuch mit 42 Klavierstücken (KV 15a–KV 15ss). Einige von Mozarts späteren Klavierstücken sind notierte Fantasien, außerdem gibt es eine Reihe von Rondosätzen, insbesondere aus der Wiener Zeit. In diesem Zusammenhang sind auch die Klavierauszüge von Ensembletänzen zu erwähnen. In seinen letzten Lebensjahren erhielt Mozart mehrmals den Auftrag, Stücke für kunstvolle mechanische Orgeln im sogenannten Müller’schen Kunst-Kabinett zu schreiben (KV 594, KV 608 und KV 616). Diese wurden bald nach Mozarts Tod durch Klavierbearbeitungen, überwiegend für Klavier zu vier Händen, bekannt.
Abschrift, 1853
W. A. Mozarts/ Clavier Compositionen/ im/ sechsten und siebenten Jahr/ seines Alters.
Partitur: 68 S.